Die Projektmethode

 

Projektunterricht ist eine Unterrichtsform, in der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam ihre Aufgaben auswählen, planen und ausführen. Für ein Projekt ist also die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler auch in wesentlichen, wichtigen Fragen des Unterrichts notwendig. Anhand des Projektkonzeptes von K. Frey (Die Projektmethode. Weinheim: Beltz, 1982) werden im Folgenden der Verlauf eines Projektes skizziert und die Bedeutung einiger wichtiger Begriffe klargestellt. Frey zeigt, wie Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mit Hilfe von sieben Komponenten ein Projekt aufbauen können.

 

1.    Die Projektinitiative

Im Zusammenhang mit dem gemeinsam gewählten, übergeordneten Thema äussern Lehrkräfte oder Schülerinnen und Schüler zu Beginn eines Projektes eine Idee, eine Anregung, eine Aufgabe, ein Problem oder einen Betätigungswunsch. Für die Projektmethode ist es wichtig, dass die Initiativen offene Ausgangssituationen darstellen. Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Gebiet selber strukturieren lernen. Sie sollen nach Bearbeitungswegen suchen und die Informationsbeschaffung selber organisieren.

Wie kommt man in der Schule zu Projektinitiativen? Es gibt zahlreiche Wege. Am Beliebtesten sind die folgenden:

 

 

Finden alle Schülerinnen und Schüler offene und für sie interessante Projektinitiativen, so eignet sich das übergeordnete Thema für diese Form der Projektarbeit. Zudem gewinnt der Betreuer oder die Betreuerin einen ungefähren Eindruck der zukünftigen Betätigungsfelder. Mit ansprechenden, offenen Projektinitiativen ist ein motiviertes und erfolgreiches Arbeiten am übergeordneten Thema garantiert.

 

2.    Auseinandersetzung mit der Projektinitiative

Es wird geklärt, welche Handlungsmöglichkeiten die einzelnen Initiativen generell bieten, was getan werden muss und was getan werden kann. Dies sollte am besten in Stichworten, z.B. an der Tafel, festgehalten werden. Um die Schülerinnen und Schüler in dieser Phase möglichst ihren eigenen Weg finden zu lassen, ist es ratsam, eine Gesprächsleiterin oder einen Gesprächsleiter zu bestimmen und Gesprächsregeln zu vereinbaren, damit möglichst alle ihre Interessen äussern und ihre Überlegungen einbringen können. Anschliessend entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler, mit welcher Projektinitiative sie sich von jetzt an befassen wollen. Es werden Gruppen zu jeweils 3 bis 4 Personen gebildet.

Im nächsten Schritt wird eine Projektskizze ausgearbeitet. Sie hält fest, was getan werden soll. Sie grenzt ein, setzt Schwerpunkte und gibt eine Richtung an. Auf jeden Fall beschreibt die Projektskizze noch nicht alle Tätigkeiten, die folgen sollen. Sie ist kein Betätigungsplan. Beim Anwenden der Projektmethode wird das Betätigungsgebiet erst allmählich aufgebaut. Die Projektskizze zeigt, dass die anvisierte Aufgabe strukturiert worden ist.

 

3.    Entwicklung des Betätigungsgebietes

Hier wird der erste Arbeitsplan erstellt. Zu diesem Zweck muss das Problem genauer definiert werden. Die geeigneten Verfahren sind ausfindig zu machen. Lösungsstrategien sind zu entwerfen. Wenn eine Gruppe die Projektskizze fixiert hat, stürmt sie also nicht einfach los und probiert durch Versuch und Irrtum die Aufgabe zu lösen. Vielmehr wird ein so genannter Projektplan erstellt. Der Projektplan legt fest, wer im weiteren Verlauf des Projektes welche Art der Tätigkeit, wie, warum, wann und wo durchführen wird.

Entscheidend in dieser Komponente ist, wie der Projektplan zustande kommt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen ihre Betätigungswünsche äussern können. Sie müssen sich Klarheit darüber verschaffen können, warum etwas getan werden soll. Es ist auch darauf zu achten, welche Gruppenmitglieder für bestimmte Tätigkeiten vorgesehen werden. Es müssen nicht immer alle alles tun, die Arbeiten können auch verteilt werden. Aber es sollte so sein, dass die einzelnen Tätigkeiten für die Betreffenden sinnvoll sind. Das Ziel ist verfehlt, wenn die ohnedies bekannte gute Sprecherin die Texte vortragen darf und die handwerklich Geschickte den Kasten zusammenbaut, der gehemmte Schwache aber nur zum Teekochen abdelegiert wird. Die Schülerinnen und Schüler sollen auch an ihren vermeintlichen Schwächen arbeiten.

 

4.    Ausführung des Projektplanes

In dieser Phase der Projektmethode können die Arbeiten zwei Ausprägungen haben. Entweder führen die Beteiligten die geplanten Aktivitäten aus und realisieren den Arbeitsplan, oder sie verstärken ihre Aktivitäten, die sie bereits vorher mit Vorübungen, Probestücken, Simulationen und anderen Anlauftätigkeiten begonnen haben. Diese zweite Art entspricht all jenen Gebieten, bei denen Fertigkeiten, Know-how, Techniken, Verfahren und/oder künstlerische Leistungen im Spiel sind.

 

5.    Abschluss des Projektes

Häufig endet ein Projekt mit einem Produkt. Das Produkt wird im Projektplan in Aussicht gestellt. Wenn es hergestellt ist, endet das Projekt. Ein solch bewusst gewählter Abschluss ist eine Möglichkeit, ein Projekt zu beendigen. Daneben kennt die Projektmethode zwei andere Varianten. Bei der Zweiten greifen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Projektinitiative wieder auf. Sie vergleichen den Endzustand mit den Anfängen. Der Projektablauf wird noch einmal durchgesprochen. Oft werden daraus Lehren für die Zukunft gezogen. Bei der dritten Variante läuft das Projekt aus. Es mündet im Alltag. Produkte, Verfahren und neue Erkenntnisse gehen direkt in den Alltag über.

Oft kommen Schülerinnen und Schüler mit dem Terminplan nicht aus. Dann kann man entweder seine Zielvorstellungen reduzieren oder auch nach einem "vorläufigen" Abschluss des Produktes ausserhalb des Unterrichtes, eventuell sogar in einer Maturarbeit, weiterarbeiten. Projekte in der Schule sind Lernstücke. Die Lernenden können sich Fehler leisten. Deshalb muss nicht jedes Projekt produktemässig ein Hit werden. Es kann sehr lehrreich sein, die Schülerinnen und Schüler die Frustration einer eigenen Fehlplanung erleben zu lassen.

 

6.    Fixpunkte

Der Fixpunkt ist das Mittel gegen blinde Betriebsamkeit, Orientierungslosigkeit und fehlende Abstimmung in den einzelnen Gruppen. Er dient als organisatorische Schaltstelle. Fixpunkte können nach dem Erstellen des Projektplanes festgesetzt und/oder bei Bedarf eingeschoben werden. Da die Projektmethode auf der einen Seite informelle, sich allmählich entwickelnde Aktivitäten anregt, muss sie auf der anderen Seite Hilfen zur Stabilisierung vorsehen. Der Fixpunkt hat eine solche Funktion.

Im Einzelnen haben Fixpunkte folgenden Zweck: Gegenseitige Information, Planung des nächsten Schrittes, Mitteilung von Zwischenergebnissen, Abstimmung zwischen den Beteiligten, Protokolle und Dokumentationen austauschen, Orientierung, Einleitung eines Tempowechsels oder Änderung der Arbeitsweise, Zeitplanung für die nächste Phase, Bestätigung und Neubestimmung der Zielsetzungen.

 

7.    Metainteraktion

In der Metainteraktion sprechen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das Normalgeschehen im Projekt. Sie machen sich dabei bewusst, was im Projekt überhaupt abläuft. Während der Fixpunkt der Organisation gilt, bezieht sich die Metainteraktion auf die pädagogische Sinngebung. Sie trägt dazu bei, dass das Tun bildendes Tun wird. Messen, Nachbauen, Auswerten oder auch Ableiten sind nicht automatisch bildende Aktivitäten. Vielleicht sind sie nur unverstandenes Nachmachen, vielleicht Tun, das sowieso alltäglich passiert, vielleicht blosse Routine.

Die Metainteraktion hat in der Regel einen der folgenden vier Schwerpunkte: